Ablauf einer Gruppensitzung

Der Ablauf einer Gruppensitzung ist letztlich abhängig von der aktuellen Situation in der Gruppe.
Grundsätzlich sind aber zwei methodische Vorgehensweisen möglich:

A) Aufstellungsarbeit:
Die Sitzung beginnt mit einer sogenannten „Anwärmphase“, in der es darum geht, aufgelockert zu werden und in gutem Kontakt mit sich und mit den anderen Gruppenmitgliedern zu sein.

Es folgt eine „Findungsphase“, in der es darum geht, durch soziometrische Methoden ein Thema zu finden, welches die meisten Gruppenmitglieder interessiert/berührt und für dieses Thema einen „Protagonisten“ zu finden.

Der sogenannte „Protagonist“ repräsentiert aufgrund der eigenen Lebensumstände oder Befindlichkeit das von der Gruppe ausgewählte Thema. Es geht somit nicht um Einzeltherapie in der Gruppe sondern um die Bearbeitung eines Themas, welches möglichst viele in der Gruppe betrifft.

Der Protagonist hat die Möglichkeit das Thema aufzustellen. Er wählt Gruppenmitglieder in die Rolle von Personen/Instanzen, die in seinem Leben bezüglich des Themas eine Rolle spielen oder gespielt haben. Er hat bei der Aufstellung die Möglichkeit Distanz und Zugewandtheit durch entsprechende Positionierungen auszudrücken.

In einem kreativen Prozess (der Dialog und Handlung beinhaltet) wird gemeinsam versucht, neue Lösungsmöglichkeiten für das problembehaftete Thema zu finden.
Wichtigstes Hilfsmittel ist dabei der Rollentausch, der es ermöglicht, sich in die Position des Gegenübers einzufühlen und somit das eigene Handeln aus einer anderen Rolle/Perspektive zu betrachten. Im geschützten Rahmen kann bisher Unausgesprochenes verbalisiert werden, Probehandlungen können erkundet werden.

Die letzten Phase der Gruppensitzung ist das „Sharing“.

Das „Sharing“ bietet Raum für ein Rollenfeedback (Wie habe ich mich in der mir zugewiesenen Rolle gefühlt? Welche Impulse habe ich gehabt? Was habe ich nicht aussprechen können?)

Das „Sharing“ bietet Raum für das Ansprechen von eigenen Erfahrungen mit dem behandelten Thema.

Nicht erwünscht sind an dieser Stelle Ratschläge oder Kommentare.

B) Frei improvisiertes Rollenspiel
Wir leben Zeit unseres Lebens in Systemen.

Unsere Ursprungsfamilie war ein System, unsere jetzige Familie ist ein System, unsere „Arbeitsfamilie“ ist ein System, unsere verschiedenen inneren Anteile bilden ein System, auch die Selbsterfahrungsgruppe ist ein System.

Wir tendieren dazu, in Systemen bestimmte Rollenmuster zu übernehmen, diese werden v.a. in der Ursprungsfamilie gelernt (z.B. derjenige, der für alles Verantwortung übernimmt).

Jedes Rollenmuster hat Vor- und Nachteile.

Problematisch ist, wenn wir nur ein bestimmtes Rollenmuster beherrschen und nicht in der Lage sind, umzuschalten, nicht in der Lage sind, das Rollenmuster zu wechseln, wenn es erforderlich ist.

In der psychodramatische Selbsterfahrungsgruppe besteht die Möglichkeit, sich als Gruppe ein fiktives System (das kann „Bauernhof“ oder „Urwald“ sein oder ein altes/modernes „Märchen“) vorzunehmen.
In diesem System kann sich jeder eine neue, vielleicht bis dahin abgelehnte oder angstbesetzte Rolle wählen.
Aus der Rolle heraus wird mit den anderen Gruppenmitglieder frei improvisiert.
Im Schutze dieser Rolle kann mithilfe von gezielten Interventionen des Gruppenleiters eine neue Erfahrung und Entwicklung gemacht werden.

Welche Potentiale traue ich mich nicht zu leben, was passiert, wenn ich es versuche?
—- Die Gruppe bietet den notwendigen Schutzraum.

Das darf bei allem ernsthaftem Hintergrund auch richtig Spaß machen!