Die Psychotraumatologie hat in den letzten Jahrzehnten immer mehr an Bedeutung gewonnen, es wurden neue Behandlungskonzepte entwickelt. Das Konzept der Traumatisierung kann auch wie eine „Brille“ genutzt werden, durch die man auf die Psyche schauen kann:
Zuerst waren mit diesem Begriff eher schwerwiegende Erlebnisse gemeint die eine sogenannte posttraumatische Belastungsstörung auslösen ( dauerhafter Hochstress, Vermeidung von Faktoren, die an die Traumatisierung erinnern, Rückzug, dissoziativen Symptomen d.h. Abschalten von Gefühlen oder gar des Bewusstseins, Abspaltung des Erlebten, so dass es nicht mehr erinnerlich ist etc.)
Mittlerweile hat sich die Bandbreite des Begriffes „Traumatisierung“ vergrößert. Es werden unter diesem Begriff auch im einzelnen weniger beeinträchtigende aber komplexere Erlebnisse verstanden, wie z.B. Dauerstreit der Eltern, Kränkungen oder massive Abwertungen (vor allem in der Kindheit), die, z.B. durch ständige Wiederholung, Selbstwert, Selbstsicherheit und Selbstvertrauen beeinträchtigen und/oder zu einem ständigen untergründigen Dauerstress führen mit entsprechenden psychischen oder körperlichen Langzeitfolgen.
In der klinischen Psychotherapie habe ich häufig erlebt, dass bei Patienten, die z.B. mit den Diagnosen Depression oder Angsterkrankung aufgenommen wurde, Traumaaspekte eine wichtige Rolle spielten. Erst im sicheren klinischen Rahmen konnten die Traumaaspekte Raum bekommen oder wurden überhaupt erst bewusst.
Deshalb habe ich mich in Deutschland dazu entschlossen 2007 – 2010 eine 3-jährige Zusatzausbildung für die Therapie von Traumafolgestörungen zu absolvieren, u.a. auch zur Anwendung der EMDR-Technik. Diese wurde von österreichischen Netzwerk für Traumatherapie (ÖNT) anerkannt.
Wenn ich zusammen mit dem Klienten einen Traumabereich berühre, ist für mich die wichtigste Regel, dass eine Sicherung immer Vorrang hat. Die Vermittlung von Sicherungstechniken zur Stressreduktion hat Vorrang. Darunter verstehe ich insbesondere bewährte Techniken wie der „Inneren sichere Ortes“ und die Installation von kompetenten „Inneren Helfern“. Dies kann imaginativ erfolgen oder im Rahmen einer Aufstellung. Auf der neuronalen Ebene kann es dadurch gelingen ein neuronales Netzwerk zu aktivieren, das Wohlbefinden, Ruhe und Sicherheit vermittelt.
Erst wenn diese Techniken sicher beherrscht werden ist eine schrittweise Konfrontation zur Bearbeitung von Traumaaspekten sinnvoll.
EMDR-Methode zur Behandlung von Traumafolgestörungen:
EMDR steht für „Eye Movement Desensitization and Reprocessing“, und bedeutet eine Desensibilisierung und Verarbeitung von Traumata durch eine bilaterale (rechts-links) Stimulierung des Gehirns. Diese erfolgte (während der Entwicklung der Methode) anfangs durch Augenbewegungen, später fand man heraus, dass z.B. ein rechts-links Tapping an Knien oder Schultern genauso wirksam ist. Diese Stimulation unterstützt das Gehirn, die eigenen Selbstheilungskräfte zu aktivieren und die belastenden Erinnerungen zu verarbeiten.
Die Methode wurde Ende der 80er Jahre von Dr. Francine Shapiro (USA) entwickelt zur Behandlung von Traumafolgestörungen. In Deutschland wird EMDR etwa seit 1991 angewendet. 2006 hat der wissenschaftliche Beirat für Psychotherapie EMDR als wissenschaftlich begründete Psychotherapiemethode anerkannt.
Die Forschungsergebnisse zeigen: Nach der Behandlung einer einfachen posttraumatischen Belastungsstörung mit EMDR fühlen sich 80 Prozent der Patientinnen und Patienten deutlich entlastet.
Wichtig ist dabei aber meiner Erfahrung nach ein Einbettung der Methode in eine tragfähige Beziehung zwischen Anwender und Klient, sowie eine gründliche Vorbereitung durch eine ausführliche Anamnese z.B. zur Auswahl von „Hotspots“ bei komlexen Traumatisierungen. Wichtig ist im Vorfeld ebenso die Vermittlung von Sicherungstechniken z.B. über imaginative Verfahren (Installierung eines „Inneren sicheren Ortes“ sowie von „Inneren Helfern“).